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NOTWIST: 12
(Community/I.R.S.)
Hinternet Rezensionen [6-95]
Gäbe es so etwas wie
die Indie Charts deutscher Bands, dann wären The Notwist aus Weilheim
mit ihrer dritten full-length-CD von Platz 0 auf 1 gestartet, und die Konkurrenz
hätte es sicherlich schwer, diesen Zustand in nächster Zeit zu
ändern.
Mit Superlativen, wie Geniestreich,
sollte man im Allgemeinen vorsichtig umgehen, doch sind die Gebrüder
Acher und Martin Messerschmid nahe dran, einen solchen fabriziert zu haben.
Wer hätte gedacht, daß der Folge-Release zu 'Nook' stilistisch
soviel anders geartet wäre? Das ehemalige Konzept, wuchtige Heavy-
Metal-Riffs mit J. Mascis (Dinosaur Jr.)- artigem Gesang zu verquicken,
hat zu Gunsten einer experimentielleren Songgestaltung abgenommen. Etwas
verspielt waren The Notwist ja schon immer, aber nur im Spektrum ihrer
klassischen Rockbesetzung (Gitarre, Baß, Schlagzeug, Gesang).
Die Songstrukturen bei '12'
wurden um einige Arrangements mit Baßklarinette, Kontrabaß,
Cello und diversen Samples erweitert, so daß vor allem eine größere
Abwechslung als zuvor geboten wird. Dieser Umstand geht allerdings nicht
zu Lasten von wunderschönen Melodien, die hauptsächlich aus der
Feder von Markus Acher stammen. Er hat das gleiche, treffsichere Händchen
für Hits, wie Kollege Krite (Speedniggs, Great Tuna, Sharon Stoned
etc...), der bei '12' den drei Weilheimern mit Gesang und Orgel zur Seite
stand. Die Kollaboration zwischen Ostwestfalen (Krite und Schneider) und
Bayern hat schon auf der letzten Sharon Stoned funktioniert und es ist
für eine deutsche Szene, die in den letzten Jahren kaum Unterstützung
aus dem eigenen Land erfahren hat, umso wichtiger, wenn eine gegenseitige,
musikalische Befruchtung, wie in diesem Fall, in Zukunft Nachahmer finden
würde.
Als besonderer Leckerbissen
sind die ersten 5000 CDs mit einer Bonus-CD versehen. Auf ihr enthalten
ist ein Remix von 'Torture Days', der durch den weiblichen Gesang von Cindy
Dall (von Smog!) und das Arrangement sehr 'Tricky- mäßig' rüberkommt.
Also auf die Plätze, fertig und ran an den Speck.
fred |