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the NOTWIST:
Shrink
popnoise
Diese Musik ist großartig.
Noch nie sind gitarrenorientiertes Songwriting und jazzgeschulte Soundforschung
so schlüssig und spannend und so wunderschön zusammengeführt
worden, wie auf dieser Platte.
Notwist, vor neun Jahren
als Trio im Geiste eines J.Mascis geboren, hat sich permanent weiterentwickelt
und ist auf seiner Reise mit dem vierten Album nun da angelangt, wo so
viele hinwollen und nur ganz wenige hingelangen. Durch die Aufnahme von
Martin Gretschmann (alias Console) als festes Bandmitglied haben sich die
Grenzen, an die Notwist gestoßen waren bis zum Horizont verschoben.
Die letzten Jahre erwiesen
sich Markus und Micha Acher und Martin Messerschmid sowieso schon als die
vielleicht musikalischste Indierockband der Gegenwart; was auf "Shrink"
aber nun zu hören ist, kommt einer Sensation gleich.
Um den altbekannten Notwist-Gitarren-Kern
ranken sich trockene Jazz-Bläser und verspielte Elektronika. Die Platte
durchzieht einerseits das Flair einer spannenden Klangreise und andererseits
der ruhende Pol zeitlos großer Popsongs.
Wie leicht hätte der
Mut zum Experiment, der Wille zur ymbiose von Melodie und Geräusch
scheitern können; doch dadurch, daß die sägenden Gitarren
ins zweite Glied getreten sind, schaffen die Gesangsmelodien ein genügend
starkes Gegengewicht zu den merkwürdigen synthetischen Tönen
und den aufregenden Melodiebögen von Bläsern, Streichern und
Vibraphon. Wer sich um Stile und Szenen nicht kümmert und ein offenes
Ohr für alle Richtungen egenwärtiger Musik ohne Grenzen hat,
wird "Shrink" lieben.
Holger Schmitz |