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DAS SPEKTAKEL:
THE NOTWIST: Shrink
aus INTRO #53 - April 1998
Es ist immer noch so. Man
ruft bei einem in Weilheim an, weil die Adresse eines anderen fehlt, und
der sagt dann: "Och, schick's ruhig an mich, ich schmeiß ihm das
dann in den Briefkasten." Familienangelegenheiten. Herz "Uphon" - Tonstudio,
Mama, Papa, NOTWIST. Familie Acher und Freunde. Dementsprechend universell
inzwischen das Klanguniversum des zum Quartett angewachsenen Trios. Elektronika
nicht als Schlagwort, sondern als Baustein, digitale Begleitung, Vervollständigung
und neuer Aspekt. Im Instrumental "Moron" plötzlich ein dicker Verweis
auf das grandiose TIED AND TICKLED TRIO mit opulentesten Bläsersätzen
und jazzigem Abdriften - durchgängiges Big-Band-Spiel.
Damit hat sich "Shrink"
nicht zum vermeintlich gitarrenfeindlichen Trend-Hinterhergehechel entwickelt,
sondern einfach nur adäquat entwickelt (höre "N.L.", vergleiche
nicht mit TORTOISE!). Blubbernde, knurrende Rhythmuspatterns als Fortsetzung
der schon auf "12" benutzten Schepperloops, vorrangig gebraucht,
um den filigranen Gitarrenthemen Hilfestellung zu geben, die sie in all
ihrer typischen Schönheit nicht per se nötig haben. "No Encores"
z. B. (übrigens auch auf "INTROducing Vol. 9") schöpft Kraft
und Standvermögen ganz aus dem Lied, aus sich selbst, erfährt
also lediglich Verzierung, Schmückung. "Your Signs", eine bizarr schöne
Verbindung von NOTWISTscher Stilistik und modalen Bläserteppichen
(im Finale triumphierendes Saxophonsolo), gefolgt von "0-4", einem niedlichen
Auslaufrillenloop, beenden quasi als Resümee ein Album, das schlicht
und einfach als großer Schritt bezeichnet werden muß.
Carsten Sandkämper |